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+++ Glückslose für Rechtlose und DeutschKURSK ist u.a. eine Zusammenarbeit von  K.U.R.S.K und Neue Dringlichkeit+++

 

GLÜCKSLOSE FÜR RECHTLOSE (DAS HINSPIEL)

Wir spielen im Theater Gessnerallee Lotto mit Menschenleben! Live verlosen wir auf der Bühne das Leben von Geflüchteten und die zuschauenden privilegierten europäischen Bürger_innen sind aufgefordert mitzuspielen. Die Aktion setzt ein radikales Zeichen gegen den herrschenden Umgang mit Asylsuchenden, in dem wir das Spiel mit Menschenleben von den Grenzen in unsere Mitte holen, ins Herz Europas, in die Schweiz, nach Zürich, auf unsere Bühne.

GLÜCKSLOSE FÜR RECHTLOSE ist eine künstlerisch-politische Aktion im Rahmen des Grossprojekts „Die Schutzbefohlenen“ – sechs Zürcher Theater inszenieren den gleichnamigen Text von Elfriede Jelinek. Finanziert wird der Theatermarathon mit Flüchtlings-Flair vom Schweizerischen Lotteriefonds.

Unsere Gruppe übernimmt die künstlerische Gestaltung für das Theater Gessnerallee. Von den Fördergeldern aus dem Topf des Schweizerischen Lotteriefonds kaufen wir Schweizer Lottoscheine. Das Geld fliesst zurück an die Quelle.

Mit den Scheinen in der Tasche reisen wir zu den Flüchtlingscamps an den europäischen Aussengrenzen. Dort füllen wir mit Geflüchteten, die sich am Projekt beteiligen wollen und können, die Lottoscheine zur Hälfte aus. In der Grossen Gewinnshow am 21. Mai im Theater Gessnerallee darf dann das Publikum das Spiel zu Ende führen. Jede Zuschauer*in bekommt einen Schein, um die noch offenen Kreuze zu machen. Es wird live spürbar, was es wirklich heisst, mit Menschenleben Lotto zu spielen.

Wie geht es weiter?
Einen Tag vor der Abstimmung zur Revision des Asylrechts am 5. Juni findet die große Auflösungsshow statt. Wieder im Theater Gessnerallee. Eingeladen sind alle, die einen Lottoschein mit einem Flüchtling zusammen ausgefüllt haben, sowie Presse und Asylexpert*innen. In der Show decken wir auf, wer wie viel gewonnen hat, und zeigen, wie weit ein Mensch in Europa mit diesen Beträgen „fliehen“ kann. Ziel ist eine große, medial geführte Diskussion über die Unmenschlichkeit des Lottoprinzips. Wir sind laut und machen Stimmung für das Menschenrecht auf Asyl!

www.schutzbefohlene.ch

#AsylumLottery – Information in English: http://bit.ly/1Y7QmYC
Gessi: http://www.gessnerallee.ch/programm/20160501/#/3967-3966
Griechenlandtagebuch: https://www.facebook.com/events/1587860918191209/
NZZ vorher: http://www.nzz.ch/feuilleton/buehne/jelinek-marathon-in-zuercher-theatern-das-spiel-mit-den-menschenleben-ld.83582
WOZ danach: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1022809641106771&set=gm.1887607441466352&type=3&theater

 

 

GLÜCKSLOSE FÜR RECHTLOSE (DAS RÜCKSPIEL)

GLÜCKSLOSE FÜR RECHTLOSE – DAS RÜCKSPIEL setzt die umstrittene Aktion vom 21. Mai 2016 in der Gessnerallee fort. An den Grenzen Europas ist das Recht auf Asyl zur reinen Glückssache verkommen, weil wir in Zentraleuropa ein Klima von Hass, Angst und Abschottung geschaffen haben. Um das Spiel mit Menschenleben auf unsre Bühnen zu holen, wurden in der ersten Runde SchweizerInnen und Geflüchtete zusammengebracht, um gemeinsam Lotto zu spielen. Mittlerweile sind die Scheine ausgewertet und die Gewinne überbracht. Im Rückspiel folgt die Auflösung. Erfahren Sie, ob ihre Geflüchtete vielleicht so viel Geld gewonnen hat, dass sie mit Hilfe eines erstklassigen Schleusers / einer Schleuserin schon morgen vor ihrer Tür steht. Die Aktion ist auf radikale Ablehnung im reichen und liberalen Zürich gestoßen.

Das Rückspiel: der Film

 

Zudem haben wir für das Rückspiel Gäste eingeladen, die mit uns die wichtigsten Fragen diskutieren: Ist es nicht fairer, Asyl gleich zu verlosen und die Leichen billigend in kauf zu nehmen? Hat das Theater Möglichkeiten, auf barbarische Zeiten wie diese zu reagieren, oder sollte es sich auf überzeitliche Kategorien wie Schönheit der Sprache, Rhythmus und Bühnenbild rückbesinnen?

Als DiskutantInnen und KritikerInnen der Aktion haben zugesagt:
Balthasar Glättli (Politik: Nationalrat Grüne Kanton Zürich)
Christof Moser (Medien: Journalist Schweiz am Sonntag und freischaffend)
Martina Süess (Medien: Literaturwissenschaftlerin und Journalistin WOZ)
Kathrin Veser (Theater: Dramaturgin Gessnerallee)
Eva Andonie (Recht: Juristin mit Schwerpunkt Menschenrechte, FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration)

Podiumsdiskussion: „Asyl: Menschenrecht oder Glücksspiel?“ und „Was kann Kunst bzw. können Künstler*innen in diesem Zusammenhang leisten?“

 

http://www.gessnerallee.ch/programm/20160701/#/3993-3992

Das Rückspiel: Reisetagebuch und Kritiken

In the return leg of the #AsylumLottery, the lucky winners will be announced and the gambling partners crosslinked. We want to engage in a discussion with the audience and experts (tba here): Is this form of personalization helpful in any way in the „refugee crisis“? How could an honest approach to this topic be staged? How could the money have been used in a better way? How will we end the ongoing and insupportable gamble with human lives and disregard of human rights on European borders?

Von und mit Alireza Bayram, Samuel Eberenz, Bianca Kriel, Timo Krstin, Rahel Sternberg und Miriam Walther Kohn

 

DeutschKURSK

Was ist ein Text und wozu kann man ihn brauchen? In der «DeutschKURSK» gehen die Künstler_innen Timo Krstin und Miriam Walther Kohn dieser Frage nach, indem sie Jelineks «Die Schutzbefohlenen» auf den radikalen Gebrauchswert reduzieren, auf Unterrichtsmaterial im Deutschkurs. Zusammen mit der Autonomen Schule Zürich wurde der Text zwei Monate lang benutzt, um Deutsch zu lernen. Die dabei entstandene verbesserte Version ist Grundlage der Inszenierung über Sprache, Sprechen und Repräsentation.

Credits: Konzept und Künstlerische Leitung Timo Krstin, Miriam Walther Kohn Text & Gestaltung Timo Krstin, Miriam Walther Kohn, Samuel Eberenz, Khalid Ahmed und Schüler_innen der DeutschKURSK an der Autonomen Schule Zürich
Grafikdesign Paulina Kind

DeutschKURSK Broschüre

2016-04-08-13-45-10

 

PRESSESTIMMEN

Interviewer: „Gab es denn in diesem 8-stündigen Theaterabend auch Beispiele einer gelungenen Auseinandersetzung mit dem Text von Elfriede Jelinek?“

Andreas Klaeui: „Ja. Interessant fand ich zum Beispiel ein Projekt in der Gessnerallee unter dem Titel „Glückslose für Rechtlose“. Sie liessen die Flüchtlinge in einem griechischen Lager die eine Hälfte eines Lottozettels ausfüllen die andere Hälfte haben dann in Zürich die Theaterbesucher ausgefüllt. Der Gewinn, wenn es einen gibt, der geht an den Flüchtling. Das ist einerseits sehr konkret als Projekt andererseits interessant, weil es eine Aussage aus dem Text aus „den Schutzbefohlenen“ aufnimmt und fortführt, dass nämlich die Flüchtlinge das traurigste Los gezogen haben und die Arbeit wendet dann eine ähnliche Technik an auf der Bühne wie Elfriede Jelinek beim Schreiben, in dem er die Metapher wörtlich nimmt.“ (SRF2 Kultur)

„Es ist ein Spiel, das keine Grenzen kennt: Das Theater geht hier an die Grenzen.“Stefan Busz (Der Landbote)

„Ein Toast auf die Gleichgültigkeit, Gratulation zum Schicksal eines Privilegierten.“ Flavia Bonanomi (Aargauer Zeitung)

 

„Jene Kunstprojekte aber, die sich als politische Interventionen verstehen, lieferten ironischerweise mehr von diesem HUMANISTISCHEN SPRACHMÜLL und zementierten die Rollenverteilung, die kritisch hinterfragen wollten. In der Gessnerallee versuchte man, durch Klartext und ein interaktives Lottospiel die Realität der Flüchtlinge „in UNSERE Mitte“ „auf UNSERE Bühne“ zu holen. Um diese Transaktion zu garantieren, liess man in einer Videoeinspielung auch „die Flüchtlinge“ zu Wort kommen. Ja, sagte der junge Mann aus Idomeni ERWARTUNGSGEMÄSS, dieses Kunstprojekt sei eine sehr gute Aktion: „I feel exactly I am gambling with my life.“ Martina Süess (WOZ)

 

„Brutal-real die Einsicht im Jelinek-Text, das Schicksal der Flüchtlinge sei gleich einem Los von Zufällen abhängig. […] Gute Idee. Schön. Aber im Theater Gessnerallee wird daraus zehn Minuten Warten, bis ein Teil der Zuschauer Losscheine ausgefüllt hat. Dann kommt ein Film, in dem der Syrer Nasser berührend von seinem Leben erzählt, dann füllt er den Schein aus, ein paar gutgemeinte Worte – und der Abend ist vorbei. Wo, bitte, geht es hier zum Theater? […] In der Gessnerallee bekommen die Zuschauer eine Broschüre in die Hand gedrückt, […]. Die Truppe um Timo Krstin und Miriam Walther Kohn hat Jelineks Text fürs Deutschlernen an der Autonomen Schule Zürich benutzt – und die armen Schüler und Schülerinnen damit natürlich komplett überfordert. Sehr bereichernd, vom Aufdecken der vielen Doppeldeutigkeiten zu lesen – und den daraufhin entstandenen Korrektur-Text, den die Schüler erstellt haben.“ Valeria Heintges (nachtkritik.de)

„Ganz auf die andere jelineklose Seite, aber gleich untheatralisch kippte der Beitrag der Gessnerallee, wo das Publikum die Lottoscheine von Flüchtlingen, die in Griechenland gestrandet sind, ergänzte. Allfällige Gewinne sollen dann helfen, aus den Lagern nach Westeuropa zu kommen. Zu erleben dabei: viel Wartezeit. Wen will man mit solchen Projekten erreichen? Fällt dann noch der Text weg, bleiben nichts als Fragen – und ausgestellte Laiendarsteller.“ Tobias Gerosa (Südostschweiz)

„Nur warten und ein Blick durch den Bauzaun auf die in der «Safety Zone».“ Valeria Heintges (Neue Luzerner Zeitung)

„Konkreter – und platter – ging es hingegen in der Gessnerallee zu: Eine Künstlergruppe investierte knapp 5000 Franken in Lottoscheine, auszufüllen von den Besuchern; der allfällige Gewinn geht an ausgewählte Flüchtlinge: Als Theater darüber, «wie wir Leben verzocken», ein Flop, ist das vielleicht eine echte Chance für einen Gestrandeten.“ Alexandra Kedves (Tages-Anzeiger)

„Mit dem Tram geht es Richtung Gessnerallee, dort wird «Glückslose für Rechtlose» gegeben. Es ist ein «Spiel mit Menschenleben», wie es heisst. Das Projekt hat selber
eine Metamorphose durchgemacht. Eigentlich sollte Jelineks Text in einem Deutschkurs an der Autonomen Schule Zürich in «korrektes und verständliches Deutsch» übertragen werden. Aus «Keine Berufung mehr möglich, nicht einmal auf die Toten, keine Berufung» wurde so: «Wir werden vom Tod bedroht. Ihr nehmt uns trotzdem nicht auf und Einspruch gegen die Ablehnung können wir nicht mehr erheben. Wir haben nichts mehr, wofür es sich lohnt zu leben.» Die korrekte Fassung war aber den Korrektoren zu sehr korrekt. Sie sagten sich: Eine Übertragung auf die Bühne hätte nicht zu kontroversen
Reaktionen geführt, sondern zu «einvernehmlichem Wohlbefinden». Also dachte man sich etwas anderes aus und reiste im Kollektiv nach Athen und Idomeni. Dort liess man Flüchtlinge Lottoscheine ausfüllen – zur Hälfte. Den Rest sollten dann die «zuschauenden privilegierten, europäischen BürgerInnen» in der Ges snerallee tun. Sie taten es. Und wurden dann in einen privilegierten Raum mit Cüpli-Ausschank geführt, wo ihnen eröffnet wurde, dass ihre Koordinaten weitergegeben würden und vielleicht bald ein Flüchtling vor ihrer Tür stehen könnte. Am nächsten Mittwoch werden dann die 153 Lottoscheine in die Ziehung gegeben, und vielleicht wird es einen Gewinner, eine Gewinnerin aus dem Flüchtlingslager geben. Es ist ein Spiel, das keine Grenzen kennt: Das Theater geht hier an die Grenzen.“ Stefan Busz (Zürcher Unterländer)